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Hier werden Lehrstücke mit kurzen Texten vorgestellt, in der rechten Spalte finden Sie Materialien zum Herunterladen! 

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Universalgrammatik mit Chomsky

Grammatik ist für viele Schülerinnen und Schüler in den Sprachfächern die unbeliebteste Teildisziplin, vor allem im muttersprachlichen Unterricht. Dieser Befund ist in jeder Schulklasse mit einer Kurzumfrage zu erheben; ich traf bei solchen Umfragen jeweils etwa 5% Interessierte pro Schulklasse. Und ein Kurztest zur Nachhaltigkeit von Grammatikbegriffen ergab immer noch tiefere Werte: So gut wie niemand konnte aus dem Stegreif Definitionen liefern für fünf recht zufällig gewählte grammatikalische Begriffe wie „Apposition“, „Konjunktiv“, „Modaladverb“, „Futurum II“ und „Genitivobjekt“ – wohlgemerkt nach rund 10 Jahren Schulung in diesen Belangen! Grammatik erscheint den meisten als undurchschaubares, unlogisches Regelwerk mit unverständlichen Begriffen und vielen Ausnahmen, als System, das der Sprache aufoktroyiert wird. Grammatik kommt für sie nicht aus dem Gegenstand selbst, entspringt nicht jener „Sprache“, die sie einmal mühelos erlernt haben und mit der sie im Alltag jederzeit spielend umgehen. Wer im Grammatiktest auf seine Intuition, sein Sprachgefühl zurückgreift, macht das verschämt und mit dem schlechten Gewissen, die „Regel“ oder den treffenden Begriff grad nicht mehr abrufen zu können.

Grammatik sind die Spracherzeugungsregeln

Das Lehrstück „Universal-Grammatik mit Chomsky“ versucht, hier eine Umkehr einzuleiten und zum Beispiel das „Sprachgefühl“, nämlich die intuitive Grammatik, die wir alle immer in unseren Köpfen mittragen und deren Regeln wir bei jeder Sprachäusserung anwenden und mitliefern, in ihr Recht einzusetzen. Ausgangspunkt sind die drei Fakten, dass natürliche Sprache primär gesprochene Sprache ist (und ihre Vertextung ein Spezialfall), dass jede Sprache gleichen Grundregeln folgt (den sogenannten Universalien) und dass Sprache immer und ausschliesslich im jeweiligen Sprechmoment erzeugt wird. Dieses aktualgenetische Merkmal hat der US-amerikanische Linguist Noam Chomsky vor bald 60 Jahren zum Zentrum seiner Sprachbeschreibung gemacht und diese deshalb generative Transformationsgrammatik genannt, also Erzeugungs- und Umwandlungsgrammatik. Wobei die Umwandlungen sich auf die regelhaften Prozesse beziehen, die von der sogenannten universalen Tiefenstruktur – etwa dem Satz – in die spezifische Lautstruktur einer Einzelsprache ‚ablaufen‘.

Der Linguist Noam Chomksy in jungen Jahren mit seinem berühmten Beispielsatz

Der Linguist Noam Chomksy in jungen Jahren mit seinem berühmten Beispielsatz

Chomsky kann uns als Begleiter im Lehrstück und seine Erforschung der Sprache als Leitlinie für unsere eigenen Entdeckungen dienen, wie etwa der Weg von einem vorsprachlichen „Gedanken“ bis zum geäusserten Satz in einer bestimmten Sprache (und umgekehrt als Verstehensprozess) verläuft.

Sprache ist dreifach genetisch

Sprache und ihre Grammatik bzw. ihre Erzeugungsregeln können wir also dann verstehen, wenn wir ihre Genese nachvollziehen. Genese in dreifacher Ausformung, denn neben der je aktuellen Erzeugung von (Laut-)Sprache, die wir täglich tausendfach praktizieren, haben wir ja alle einmal (ontogenetisch) unsere Muttersprache (samt ihrer Grammatik) erlernt – die grösste und unglaublichste Lernleistung, die wir je erbracht haben. Eine Muttersprache, die ihrerseits historisch (oder phylogenetisch) in einem langen Veränderungsprozess entstanden und die immer noch in einem steten und beschleunigten Wandel begriffen ist, auch was ihre grammatischen Regeln angeht. Denn in unserer heutigen globalisierten Welt beeinflusst eine Sprache die andere sehr schnell und wir passen unser Sprechen laufend an. Mit der Einsicht in die grundlegende genetische Grammatik der Sprache lernen wir auch den Ort und die Spezifika der Einzelsprachen als besondere Transformationen kennen, so dass wir zum Beispiel die Fremdsprachen gezielt kontrastiv erwerben können; wo etwa eine Satzstellung oder eine Phonemkombination anders ist, lohnt sich das Üben und Büffeln, sonst nicht. Das Lehrstück „Universal-Grammatik mit Chomsky“ ist so ein Basislehrstück für alle Sprachen in allen Sprachfächern.

Material für eigene Inszenierungen

In der Randspalte rechts sind folgende Materialien zum Download bereit. Zunächst ein Spotlight aufs Lehrstück auf einer Seite, gefolgt von einer Begründung für ein Lehrstück Grammatik. Dann ein ausführlicher Bericht zu einer Inszenierung des Lehrstücks in Bern (Schweiz). Sodann eine Komposition, die den Aufbau und Ablauf des Lehrstücks im Überblick zeigt und mit der eine Inszenierung im Unterricht ermöglicht wird. Schliesslich Materialien wie Folien, mp3-Dateien, Schau-Bilder, darunter das Denkbild. Wer das Lehrstück oder Teile davon in seinem Unterricht erproben will und weitere Beratung wünscht, möge sich hier melden (siehe KONTAKT).